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Weniger ist mehr:
Frauen und Minimalismus

Als Kind habe ich alles Mögliche gesammelt – Steine, kiloweise Muscheln, leere Pringlesdosen, Zigarettenschachteln und kistenweise Erinnerungsstücke. Als Teenager habe ich mein kleines Messie-Dasein auf den typischen Mädlskram ausgeweitet. Drogerieprodukte, Klamotten, Schuhe, Taschen und Schmuck bieten reichlich Möglichkeiten imposante Sammlungen flächendeckend auszuweiten. Ständig ist man in Versuchung sein Hab und Gut zu erweitern, es ist ja quasi kein Ende in Sicht. Und in der heutigen Zeit kommt so vieles so schnell wieder in Mode, wozu also irgendwas davon entsorgen?

Mal abgesehen von unserer Leidenschaft zu Mode – wir Frauen sind ja regelrechte Künstlerinnen. Wir besitzen nicht einen Stift, wir besitzen ganze Farbpaletten. Wir besitzen Kisten voller Bastelkram, Näh- oder Strickzeug und massenhaft Notizbücher in sämtlichen Größen und Ausführungen – leer oder voll geschrieben. Die Ikea-Dekokerzen stapeln sich im Schrank für den Fall der Fälle. Und je nach Saison werden bestimmte Gegenstände ausgetauscht, ausgestellt, abgestaubt und wieder verstaut.

Durch Zufall bin ich auf den Instagram-Feed von zeit_statt_zeug gestoßen. Die Initiatorin Birgit alias emmabee hat eine 40-Tage Aufräum-Challenge gestartet. Diese habe ich zwar nicht mitgemacht, aber äußerst interessiert verfolgt. Ungläubig habe ich über die Tatsache sinniert, dass 40 Tage gleich 40 verschiedene Möglichkeiten zum Entrümpeln bedeuten. An einem Tag gab es tatsächlich eine Aufgabe zu „Sorge für Ordnung im Putzschrank.“ Whaaat? Ich fühlte mich ertappt! So verrückt das für manche klingen mag, es entspricht der Wahrheit. Wir – und damit spreche ich klar uns Frauen an – sind regelrechte Konsumgöttinnen!

Die Minimalismus Bewegung hält nun schon einige Jahre an und erlebt gerade ihren Höhepunkt. Nicht zuletzt deswegen, weil der Grundgedanke “Weniger ist mehr” mit dem Trendthemen Achtsamkeit, Digital Detox und Entschleunigung einhergeht.

Wir sind stolz auf unsere Besitztümer. Es ist die Möglichkeit jederzeit aus einem Repertoire zu schöpfen, für den Fall der Fälle. Genau genommen den Hätte-Wäre-Wenn-Fall. Doch das ist insbesondere für Frauen eine gut getarnte Falle. Wir wollen ein gemütliches Zuhause erschaffen. “Die Dinge die du besitzt werden letztendlich dich besitzen.” – Filmzitat aus Fight ClubWir wollen uns schön fühlen, begehrt werden und bestenfalls von Anderen anerkennend bewundert werden. Doch der Maßstab an dem wir uns messen ist viel zu oft das, was uns die Gesellschaft vorhält und unterjubelt.
Und als wenn das nicht schon schlimm genug wäre, bauen wir zu allen möglichen Dingen eine emotionale Bindung auf. Wir geben unseren Autos nahmen. Wir heben die Jeans auf, in der wir uns so gut gefühlt haben und in die wir irgendwann wieder reinpassen möchten. Wir besitzen Tassen für “Wohlfühl-Momente”!
Nun kann man minimalistischen Lebenstil gut finden oder nicht. Meine Intention sich überhaupt mit dem Thema zu beschäftigen war das Resultat der Frage: Wie schaffe ich es mein Zimmer aufgeräumt zu halten? Und die Quelle allen Übels sind die Klamottenberge, die Häufchen auf meinem Boden, die regelmäßig wandern und die unterschiedlichen Stapel auf meinem Schreibtisch. Es waren Stressfaktoren, die mich stets daran erinnerten, was ich tun wollte, würde und bestimmt irgendwann werde. DAFÜR habe ich nach einer Lösung gesucht.

“Warum kaufst du, was du kaufst? Wir kaufen von dem Geld, das wir nicht haben, Dinge, die wir nicht brauchen, um Leute zu imponieren, die wir nicht mögen.”

Dieter Lange

Was mich zum Nachdenken und letztlich zum Handeln motiviert hat, war die „Project 333-Challenge“ von Courtney Carver. Hier besteht die Herausforderung darin, 3 Monate lang mit nur 33 Kleidungsstücken auszukommen. Inbegriffen sind Jacken, Schuhe, Taschen und Accessoires. Nicht dazu gehören Unterwäsche, Schlaf- und Sportbekleidung sowie sentimentale Schmuckstücke z.B. Ehering. Bemerkenswert dabei fand ich, dass Courtney Carver zu dieser Zeit in der Werbebranche tätig war und dass es niemandem aufgefallen ist.

Letztlich schnappte ich mir einen blauen Müllsack und fing an meinen Kleiderschrank auszumisten. Mein Ziel war es nicht, diesen auf 33 Kleidungsstücke zu reduzieren, aber Klamotten die ich seit einem Jahr nicht mehr trug zu entsorgen. Ich war so motiviert, dass ich sämtliche meiner Sammlungen unter die Lupe nahm und bis heute gern in Ecken meiner WG herum krusche mit dem Gedanken “was kann hier noch weg”?

Fazit

Aus meiner Erfahrung heraus kann ich von folgenden Vorteilen berichten:
Man fängt an …

… sich zu fragen, wie viel Wert man bestimmten materiellen Dingen beimessen möchte.
… das was man hat wertzuschätzen und besonders lieb zu gewinnen.
… den Platz und die neuen Freiräume zu genießen – sowohl räumlich als auch im Kopf.
… den Dauerzustand der Ordnung zu feiern.
… automatisch andere Bereiche zu entrümpeln und auszumisten.
… sich besser zu fühlen, in dem man dem übermäßigen Konsumverhalten entgegenwirkt.

Ich werde mich auch weiterhin mit der Thematik beschäftigen, wenn auch nicht im Extremen praktizieren. Aber lieb gewonnen und definitiv verinnerlicht habe ich den Grundgedanken “weniger ist mehr”. Und da ich bei meiner Körpergröße stets zu sagen pflege “ich bin auf das Beste reduziert”, so kann ich dies zukünftig von allem behaupten, dass ich besitze. 🙂


Deine YV.ON


Es gibt super viele Links im Web und Bücher zu dem Thema.
Wenn dich die Neugierde gepackt hat, dann kann ich dir folgendes empfehlen:

Lebst du bereits minimalistisch? Teile deine Meinung oder dein Wissen mit mir und den Lesern im Kommtarfeld. Ich freu’ mich über jeden Denkanstoß!

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